Liebe Eltern
Niemand muss perfekt sein - wir sind alle auf dem Weg!
Unser Commitment soll zum reflektieren anregen und uns ins Gespräch bringen. Vielleicht sind gerade die Punkte, die euch vielleicht irritieren, die wertvollsten. Zögert also nicht, euch bei uns zu melden, wenn ihr denkt, dass ihr nicht schon alles erfüllen könnt.
Mit der Unterzeichnung eines FSB-Schulvertrages sagen die Eltern: «Ja, wir sind uns der untenstehenden Punkte bewusst und setzen sie bestmöglich um.»
Entscheid für freies Lernen – was er bedeutet und worauf wir vertrauen:
Wir sind uns bewusst, dass der Entscheid, unser(e) Kind(er) eine freie Schule besuchen zu lassen, über einen reinen Schulentscheid hinausgeht. Unser Entscheid für freies Lernen ist ein Herzensentscheid. Wir werden damit Teil eines Kulturwandels, hin zu einer Kultur des bedingungslosen Vertrauens: Wir vertrauen unserem Kind und seinem inneren Kompass und den Prozessen des Lebens.
Wir gestehen jedem Kind zu, in und nach seiner Schulzeit seinen ureigenen Weg zu gehen.
Wir vertrauen der Kompetenz des Kindes, was seine Forschungsinhalte und Herangehensweisen, Lern- und Entwicklungstempi betrifft. Wir wissen, das Lernen immer und überall stattfindet. Wir bewerten die Interessen unserer Kinder nicht.
Wir trauen dem Kind das Leben zu und wissen, dass – dem Alter und der Entwicklung entsprechend- Herausforderungen dazugehören. Wir gestehen dem Kind zu, dass es seine eigenen Entscheidungen trifft (z.B. in Bezug auf seine Gestaltung des Tages/die Wahl seiner Tätigkeit), seine Erfahrungen aufgrund der getroffenen Entscheidung macht und seine Erkenntnis aus der gemachten Erfahrung zieht.
Erwachsene Prozesse
Als Eltern sind wir uns bewusst, dass uns der Frei-Lern-Weg in einigen Punkten herausfordern kann (beispielsweise im Austausch mit unserem persönlichen Umfeld - Grosseltern, Freundeskreis - und der Gesellschaft im Allgemeinen). Wir nehmen diese als Einladung zur laufenden Selbstreflektion, als Chance unsere Prägungen/Muster zu erkennen und gegeben falls zu verändern. Wenn wir merken, dass wir nicht weiterkommen, schauen wir, wer/was uns in diesen Prozessen unterstützen kann.
Wir sind uns bewusst, dass unser(e) Kind(er) in vielen Momenten unsere Lebensthemen spiegeln und sind bereit, offen und neugierig forschend hinzuschauen, wenn Themen/Situationen für uns schwer auszuhalten sind, insbesondere wenn diese Themen den Freilernweg bzw. das Verhalten des Kindes in der Schule beeinflussen.
Im Bewusstsein darüber, dass starke Gefühle Raum brauchen und Langeweile neue Perspektiven eröffnen kann, sind wir bereit solche Gefühle bei unseren Kindern auszuhalten und anzunehmen. Falls wir merken, dass uns dies schwerfällt, sind wir bereit zu erforschen, welche Aspekte daran uns Stress verursachen und was wir brauchen, um zur Ruhe zu kommen.
Wir üben Grosszügigkeit, Geduld und Wertschätzung uns selbst und anderen gegenüber im Bewusstsein, dass wir auf dem Weg sind und Kinder keine perfekten Eltern/Erwachsenen brauchen.
Wenn wir irgendeiner Form der Irritation – insbesondere in Bezug auf den eingeschlagenen freien Bildungsweg begegnen - sind wir in der Verantwortung zu schauen, was wir brauchen, um wieder ins Vertrauen zu kommen bzw. die Hintergründe dieser Irritation (z.B. als Hinweis auf unerfüllte Bedürfnisse) zu erforschen.
In Bezug auf freies Lernen und den Schulalltag sprechen wir als Eltern die Erwachsenen der Schule an, wenn bei uns Unsicherheiten auftauchen. Wir kommunizieren offen und direkt und sprechen eine persönliche Sprache (Ich-Botschaften, Was ist mein Bedürfnis, Bewusstsein: Spiegelt mein Kind ein Bedürfnis von mir oder ist es sein eigenes?).
Kommunikation, Familienleben, Freizeit
Wir achten innerhalb unserer Familie auf eine achtsame und gleichwürdige Kommunikation.
Wir leben eine positive Fehlerkultur und sind uns bewusst, dass es wichtig ist, dass ein Kind scheitern/Fehler machen darf. Fehler sind Chancen zu lernen.
Wir ersetzen Lob/Tadel/Belohnung/Bestrafung durch eine Kommunikation, welche dem Entwicklungsprozess der Kinder förderlich ist wie z.B. Anteilname an den Gefühlen unserer Kinder (z.B. Freude/Trauer/Wut wahrnehmen) oder Anerkennung (Wir können z.B. anerkennen, dass ein Kind viel Einsatz in ein Projekt gesteckt hat).
Wir gestehen den Kindern altersgerechte Autonomie zu. Als Erwachsene übernehmen wir die Verantwortung dafür, den Kindern die notwendige Sicherheit zu geben. Wir tun dies, indem wir verlässlich sind (z.B. in Bezug auf Bindungssicherheit, wiederkehrende Abläufe, gemeinsame Abmachungen und im Umgang miteinander). Wir leben dem Kind unsere Werte vor.
Wir achten auf eine bewusste Freizeitgestaltung mit viel unverplanter Zeit für natürliche Entwicklung. Wir lesen die Signale der Kinder und reflektieren darüber, wie unser Kind auf Reize (Freizeitprogramm, digitale Reize) reagiert.
Wir sind uns bewusst, dass Kinder auch in der Freizeit grundsätzlich keinen Unterricht und keine Kurse benötigen, um etwas zu lernen*.* Kinder können beispielsweise ohne jede Anleitung und Schwimmhilfe schwimmen lernen und die Erfahrung machen, dass Wasser sie trägt, wenn sie bereit dazu sind.
Bei der Wahl von geführten Freizeitangeboten, welche das Kind auf eigenen Wunsch besuchen möchte, achten wir auf die Haltung der Erwachsenen, deren Kommunikationsweise und darauf, ob eine Kultur der Achtsamkeit im Umgang miteinander gelebt wird.